sommerblut x interfemme
“Ich fühle mich, als würde ich durch den Regen laufen. Der Regen ist da, ich kann es nicht ändern. Der Regen kann alles kaputt machen. Und doch, selbst wenn der Regen noch nicht ganz vorbei ist, kommt die Sonne. Und naja, nur dann gibt es einen Regenbogen.”
Julia guckt in das grelle Lämpchen über ihr, als sei es ebendiese wärmende Sonne. In dem Proberaum ist Ruhe eingekehrt. Und das, obwohl er gerade noch von schwungvollen Windungen durchzogen war. Julia und die anderen Performenden sitzen zusammen und reflektieren die vergangenen drei Stunden. Diese waren durchwebt von Empfindungen - gewölbt, gekrümmt, umgestülpt, manchmal herausfordernd, immer authentisch. Denn in diesem Theater gibt es keine Rollen, die Performenden spielen aus sich heraus. Ihre Realitäten sollen aufeinander treffen. Und das kann niemals flach sein.
Um mit Theater und Performance aktivistisch zu sein, braucht es echte Emotionen. Deshalb sind die Schauspielenden bei der Flinta*-Performance-Gruppe “Interfemme” nicht professionell. Sie repräsentieren in ihren Realitäten die Sektionen, die bei Intersektionalität gemeint sind. “Das ist das Problem von Theater: Es werden Realitäten dargestellt, ohne echte Realitäten zu zeigen”, sagt die Leitende Ana Valeria Gonzáles. Später wird sie sagen: “Die Theaterstrukturen sind zum Kotzen. In manchen Theatern kotzt man einfach nur besser.”
Sie sitzt auf schüchternem Frühlingsgras, die Sonne im Rücken, über ihr Papageienschwärme. Der Stadtpark in Köln. Carina sitzt neben ihr, schaut aufmerksam in Ana’s Gesicht. Sie arbeitet beim Sommerblut Festival, das seit zwanzig Jahren als inklusives Kulturfestival fast den gesamten Mai lang Köln kulturell umdichtet. Sie begleitet dabei das neue Projekt von Interfemme über Liebe: “Entlove you!”. Und ist längst Teil davon geworden.
Um mit Theater und Performance aktivistisch zu sein, braucht es echte Emotionen. Deshalb sind die Schauspielenden bei der Flinta*-Performance-Gruppe “Interfemme” nicht professionell. Sie repräsentieren in ihren Realitäten die Sektionen, die bei Intersektionalität gemeint sind. “Das ist das Problem von Theater: Es werden Realitäten dargestellt, ohne echte Realitäten zu zeigen”, sagt die Leitende Ana Valeria Gonzáles. Später wird sie sagen: “Die Theaterstrukturen sind zum Kotzen. In manchen Theatern kotzt man einfach nur besser.”
Sie sitzt auf schüchternem Frühlingsgras, die Sonne im Rücken, über ihr Papageienschwärme. Der Stadtpark in Köln. Carina sitzt neben ihr, schaut aufmerksam in Ana’s Gesicht. Sie arbeitet beim Sommerblut Festival, das seit zwanzig Jahren als inklusives Kulturfestival fast den gesamten Mai lang Köln kulturell umdichtet. Sie begleitet dabei das neue Projekt von Interfemme über Liebe: “Entlove you!”. Und ist längst Teil davon geworden.
Die Auseinandersetzung damit, was Liebe bedeuten kann, spiegelt sich bereits in der Kollaboration “Sommerblut x Interfemme”. “Entlove you!” ist nicht nur ein Projekt von vielen unter dem Dach des Festivals. Die Zusammenarbeit ist ein Austausch und selbst ein Akt der Liebe. Dabei fungiert Liebe nicht nur als Thema des Projektes, sondern auch als Mittel. “Liebe heißt: Lass’ uns kennenlernen!” sagt eine der Teilnehmenden. “Liebe heißt auch: Sichtbarkeit des Anderen”, sagt Ana. “Und Liebe heißt: Wir brauchen uns”. Und so ist es auch in einer Kollaboration. Die Bindung ist privaten Partner:innenschaften ähnlich. Es wird Konflikte geben. Dennoch wird nicht gleich eine:n neue:n Partner:in gesucht. Und so lässt das “x” zwischen den beiden Kollaborationspartner:innen ein neues “Wir” entstehen.
Für jedes “Wir” braucht es Aushandlung. Und es braucht Vertrauen, um wirklich voneinander lernen zu können. Für die beiden bedeutet das: “Wir wissen nicht, was dabei rauskommt. Aber wir wissen, dass es was wird.” Dadurch wird Fragilität zu Flexibilität und Unsicherheit zu Mut.
In der Arbeit mit der eigenen Identität und Biografie braucht es auch Verbundenheit innerhalb der Gruppe. In den Proben gehen die Performenden aufeinander zu, voneinander weg, bewegen sich synchron und ungewiss. Einige kennen sich noch nicht. Ihr Bewegen verändert sich über die Stunden. Doch heute sind sie immer langsam und sanft. Eine Stunde lang schauen sie sich fast ununterbrochen in die Augen.
Dabei zittert ein unsichtbares Band zwischen den Augenpaaren. Es erbebt zwischen Anspannung und Entspannung, während sich eine der anderen öffnet.
“Jede hat eine andere Energie. Das sieht man, wenn man in die Augen guckt”, sagt die Teilnehmende Ulla. Für sie sind die Begegnungen hier auf einer besonderen Ebene. Denn alle in der Gruppe haben Diskriminierungserfahrungen gemacht. “Da muss man nicht immer so viel erklären”
Als Ulla in die Gruppe kam, war sie fern von der Vorstellung, auf einer Bühne zu stehen. Doch die Erfahrung, eigene Geschichten zu dichten und schönen künstlerischen Ergebnissen zu formen, ließ sie aufblühen. “Wir wachsen dabei so sehr, am Ende sind wir alle richtig groß!”, meint Ana. “Und der Weg dahin ist nicht hart, er ist leicht.”
“Ich fühle mich, als würde ich durch den Regen laufen. Der Regen ist da, ich kann es nicht ändern. Der Regen kann alles kaputt machen. Und doch, selbst wenn der Regen noch nicht ganz vorbei ist, kommt die Sonne. Und naja, nur dann gibt es einen Regenbogen.”
Julia guckt in das grelle Lämpchen über ihr, als sei es ebendiese wärmende Sonne. In dem Proberaum ist Ruhe eingekehrt. Und das, obwohl er gerade noch von schwungvollen Windungen durchzogen war. Julia und die anderen Performenden sitzen zusammen und reflektieren die vergangenen drei Stunden. Diese waren durchwebt von Empfindungen - gewölbt, gekrümmt, umgestülpt, manchmal herausfordernd, immer authentisch. Denn in diesem Theater gibt es keine Rollen, die Performenden spielen aus sich heraus. Ihre Realitäten sollen aufeinander treffen. Und das kann niemals flach sein.
Neben Isaak stehen Little Taylor und seine Freunde für Rap for Refugees auf der Bühne des KNUST im Hamburger Schanzenviertel. Über das Haus der Jugend sind die Zehnjährigen in das Projekt gekommen und machen seit mehr als drei Jahren ihre eigenen Beats und Texte, in denen sie Themen verarbeiten, die ihnen als Kinder, als Heranwachsende, als Schüler:innen begegnen. Dabei wollen sie vor allem Menschen außerhalb ihrer Altersklasse ihre Perspektive zeigen.
Die Gruppe der vier Neun- bis Zehnjährigen, die auf der Bühne mit Schall und Ruf empfangen werden, rappen über Mobbing. “Manche machen anderen das Leben schwer / darum haben andere keine Lust am Leben mehr”, singt Little Taylor im Refrain des Songs und über das Publikum legen sich feuchte Blicke. “Es ist befreiend auf der Bühne zu stehen und über seine Themen zu sprechen. Aber noch wichtiger ist es für uns, den Gemobbten eine Stimme geben, sodass sie laut sein können”, sagen sie.
Auch die Rapper:innen, die ihnen auf die Bühne folgen, sprechen über “die eigenen Gefühle, die sonst nicht ausgedrückt und nicht gezeigt werden”. Sich “auszurappen” bedeutet über Schmerz und Liebe, über die eigene Identität und eigene Erfahrungen zu sprechen. Dieser Akt braucht Mut - aber auch ein haltendes Publikum. “Egal was du leistest, hier werden alle klatschen”, sagt Ata Anat dazu. Er hält alles bei Rap for Refugees zusammen.
Um mit Theater und Performance aktivistisch zu sein, braucht es echte Emotionen. Deshalb sind die Schauspielenden bei der Flinta*-Performance-Gruppe “Interfemme” nicht professionell. Sie repräsentieren in ihren Realitäten die Sektionen, die bei Intersektionalität gemeint sind. “Das ist das Problem von Theater: Es werden Realitäten dargestellt, ohne echte Realitäten zu zeigen”, sagt die Leitende Ana Valeria Gonzáles. Später wird sie sagen: “Die Theaterstrukturen sind zum Kotzen. In manchen Theatern kotzt man einfach nur besser.”
Sie sitzt auf schüchternem Frühlingsgras, die Sonne im Rücken, über ihr Papageienschwärme. Der Stadtpark in Köln. Carina sitzt neben ihr, schaut aufmerksam in Ana’s Gesicht. Sie arbeitet beim Sommerblut Festival, das seit zwanzig Jahren als inklusives Kulturfestival fast den gesamten Mai lang Köln kulturell umdichtet. Sie begleitet dabei das neue Projekt von Interfemme über Liebe: “Entlove you!”. Und ist längst Teil davon geworden.
In der Arbeit mit der eigenen Identität und Biografie braucht es auch Verbundenheit innerhalb der Gruppe. In den Proben gehen die Performenden aufeinander zu, voneinander weg, bewegen sich synchron und ungewiss. Einige kennen sich noch nicht. Ihr Bewegen verändert sich über die Stunden. Doch heute sind sie immer langsam und sanft. Eine Stunde lang schauen sie sich fast ununterbrochen in die Augen.
Dabei zittert ein unsichtbares Band zwischen den Augenpaaren. Es erbebt zwischen Anspannung und Entspannung, während sich eine der anderen öffnet.
“Jede hat eine andere Energie. Das sieht man, wenn man in die Augen guckt”, sagt die Teilnehmende Ulla. Für sie sind die Begegnungen hier auf einer besonderen Ebene. Denn alle in der Gruppe haben Diskriminierungserfahrungen gemacht. “Da muss man nicht immer so viel erklären”
Als Ulla in die Gruppe kam, war sie fern von der Vorstellung, auf einer Bühne zu stehen. Doch die Erfahrung, eigene Geschichten zu dichten und schönen künstlerischen Ergebnissen zu formen, ließ sie aufblühen. “Wir wachsen dabei so sehr, am Ende sind wir alle richtig groß!”, meint Ana. “Und der Weg dahin ist nicht hart, er ist leicht.”