wahibie/guntelmann
Ein Klingeln schwirrt durch den kleinen, dunklen Raum. Wahibies Kopf neigt sich schwunglos zur Seite. Es ist Montagmorgen. Sie ist noch ruhig, nimmt wahr. Der Schlüssel liegt still in ihrer Hand. Alle wahrnehmbaren Töne haben ihren Ursprung in den Lautsprechern. “Wir sind noch nicht in Kontakt", beschreibt Guntelmann die Szene. Daraufhin schiebt er einen Hocker zurecht. Er begibt sich auf Wahibie’s Augenhöhe, sucht ihren Blick. Sie schaut auf. Die Verbindung ist da. Der Schlüssel in ihrer Hand klingelt sanft auf.
Wahibie heißt eigentlich Elena Wahibie und ist Berufsmusikerin. Sie wird von Stefan Guntelmann begleitet - pädagogisch, musikalisch, als Freund. Kennengelernt haben sich die beiden hier, in der Barner16 in Hamburg-Altona. Seitdem kommunizieren sie über Klänge und musikalischen Ausdruck. Als Wahibe/Gundelmann machen sie ihre besondere Verbindung hörbar. Gundelmann erklärt: “Wir wollen, was ohne uns nicht wäre”.
Der Schlüsselbund spielt dabei eine besondere Rolle. Er ist der erste Klang im Studio wie auf der Bühne, liegt auf und unter jedem Set. Dabei handelt es sich nicht nur um ein Instrument: Auch beim Verlassen des Studios hält Wahibe ihn noch fest. Ihn bei sich zu tragen, gibt ihr Sicherheit.
Neben Schlüssel und Glöckchen ist das Klavier Wahibie’s Hauptinstrument. Doch sie spielt es, ohne die Tasten zu berühren. Ihre Werkzeuge sind dabei ihre Bewegungen und die Kinect, eine intelligente Kamera, mit der ihr Körper in zweiundzwanzig leuchtende Punkte und siebzehn Linien auf einen Bildschirm übersetzt wird. Die digitalen Punkte sind mit Klaviertönen synchronisiert. Rechts hohe Töne, links die tiefen. Wahibe dreht und windet den Kopf, fährt mit dem Rollstuhl in verschiedene Ecken des Raumes. In ihm schwirren die Tastenklänge, das Klingeln und Läuten. Ein feiner Klarinettenton legt den letzten Stein des tönenden Mosaiks.
“Das hier”, Guntelmann füllt mit den langen Armen den Raum aus, "ist unser Schwimmbecken. Da springen wir zusammen rein. Sie hat das Klavier und ich ‘ne Tröte. Damit versuche ich ihr zu antworten, so als würden wir uns im Wasser den Ball zuwerfen".
Die Beiden sind schon längst Teil vom Leben des Anderen. Das bedeutet für Stefan Guntelmann, dass Freizeit und Arbeit zusammen gehören. “Wenn ich das trennen würde, würde ich auch einen Teil meines Lebens verlieren”, sagt er dazu. Letztes Jahr kaufte er ein Auto, in dem er mit Wahibe herumdüsen konnte und fuhr mit ihr an die Ostsee: Campen. Für sie war es vielleicht der erste Urlaub überhaupt. Andere hatten Camping für sie als unmachbar - zumindest als zu aufwändig - empfunden. Nun hängt das Studio voll mit Fotos: Wahibe und Gundelmann vor dem Zelt, im Auto, mit Kaffee am Strand.
Wahibie lässt den Schlüssel in ihrer Hand aufklingeln. Guntelmann und sie schauen sich an. Welche Idee liegt heute in der Luft? “Es ist immer ein bisschen wie Angeln: Man versucht den Fisch zu kriegen. Man weiß, dass man den Fisch hat, wenn sich die Temperatur im Raum ändert.”, erklärt er. “Und dann nehmen wir, was der Moment birgt. Um das auf der Bühne zu machen, muss man ein bisschen Arsch in der Hose haben. Weil es kann halt auch sein, dass nichts kommt.”
Live spielen heißt für sie manchmal auch, unvorbereitet zu sein. Und stattdessen zu hören, was bereits im Raum liegt, um dann danach zu greifen. Oder um es mit Guntelmann’s Worten zu sagen: “Nehmen, was da ist und dann: Rumscheppern und Rumklöten! Wir müssen unsere eigene Party auf der Bühne feiern. Das kriegen die Anderen dann schon mit. Nur so kommt zum Gelingen noch der Erfolg.” Was in diesen Momenten da ist, wird danach weg sein. Und kommt auch nie wieder. Das ist die Magie der Beiden.
wahibie/guntelmann
Ein Klingeln schwirrt durch den kleinen, dunklen Raum. Wahibies Kopf neigt sich schwunglos zur Seite. Es ist Montagmorgen. Sie ist noch ruhig, nimmt wahr. Der Schlüssel liegt still in ihrer Hand. Alle wahrnehmbaren Töne haben ihren Ursprung in den Lautsprechern. “Wir sind noch nicht in Kontakt", beschreibt Guntelmann die Szene. Daraufhin schiebt er einen Hocker zurecht. Er begibt sich auf Wahibie’s Augenhöhe, sucht ihren Blick. Sie schaut auf. Die Verbindung ist da. Der Schlüssel in ihrer Hand klingelt sanft auf.
Neben Schlüssel und Glöckchen ist das Klavier Wahibie’s Hauptinstrument. Doch sie spielt es, ohne die Tasten zu berühren. Ihre Werkzeuge sind dabei ihre Bewegungen und die Kinect, eine intelligente Kamera, mit der ihr Körper in zweiundzwanzig leuchtende Punkte und siebzehn Linien auf einen Bildschirm übersetzt wird. Die digitalen Punkte sind mit Klaviertönen synchronisiert. Rechts hohe Töne, links die tiefen. Wahibe dreht und windet den Kopf, fährt mit dem Rollstuhl in verschiedene Ecken des Raumes. In ihm schwirren die Tastenklänge, das Klingeln und Läuten. Ein feiner Klarinettenton legt den letzten Stein des tönenden Mosaiks.
Um mit Theater und Performance aktivistisch zu sein, braucht es echte Emotionen. Deshalb sind die Schauspielenden bei der Flinta*-Performance-Gruppe “Interfemme” nicht professionell. Sie repräsentieren in ihren Realitäten die Sektionen, die bei Intersektionalität gemeint sind. “Das ist das Problem von Theater: Es werden Realitäten dargestellt, ohne echte Realitäten zu zeigen”, sagt die Leitende Ana Valeria Gonzáles. Später wird sie sagen: “Die Theaterstrukturen sind zum Kotzen. In manchen Theatern kotzt man einfach nur besser.”
Sie sitzt auf schüchternem Frühlingsgras, die Sonne im Rücken, über ihr Papageienschwärme. Der Stadtpark in Köln. Carina sitzt neben ihr, schaut aufmerksam in Ana’s Gesicht. Sie arbeitet beim Sommerblut Festival, das seit zwanzig Jahren als inklusives Kulturfestival fast den gesamten Mai lang Köln kulturell umdichtet. Sie begleitet dabei das neue Projekt von Interfemme über Liebe: “Entlove you!”. Und ist längst Teil davon geworden.
Wahibie lässt den Schlüssel in ihrer Hand aufklingeln. Guntelmann und sie schauen sich an. Welche Idee liegt heute in der Luft? “Es ist immer ein bisschen wie Angeln: Man versucht den Fisch zu kriegen. Man weiß, dass man den Fisch hat, wenn sich die Temperatur im Raum ändert.”, erklärt er. “Und dann nehmen wir, was der Moment birgt. Um das auf der Bühne zu machen, muss man ein bisschen Arsch in der Hose haben. Weil es kann halt auch sein, dass nichts kommt.”